
Inhalt:
Als sich David 2015 endlich seinen langjährigen Traum erfüllt und den Iran bereist, ahnt er noch nicht, dass sein Leben bei der Rückkehr nach England ein anderes sein wird. In Teheran trifft er den Schriftsteller Nader und dessen Freundin Nastaran. Schnell entwickelt sich durch ihre leidenschaftlichen Gespräche eine innige Freundschaft, die schon bald gefährlich zu kippen droht. „Die Rose von Nischapur“ ist ein bewegender Roman über Begehren, Misstrauen und die Sehnsucht nach einer Freiheit, die unerreichbar scheint. (Klappentext)
Rezension:
Zwischen den Welten entführt uns der vorliegende Roman „Die Rose von Nischapur“ des iranischen Schriftstellers Amir Hassan Cheheltan in die quirlige Hauptstadt des Landes, die sich fest in den Händen der herrschenden Mullahs befindet. Dazwischen jedoch, Leben. Die Menschen suchen und finden ihre Nischen.
Im Ausland jedoch kennt diese kaum jemand. David jedoch liebt das Werk des alten persischen Dichters und Philosophen Omar Khayyam. Nachdem er den Autoren Nader kennengelernt hat, beginnt er sich nicht nur einen Traum zu erfüllen. Seine Reise wird zur Herausforderung seiner neuen Bekannten werden und nicht zuletzt auch für sich selbst.
Beinahe poetisch wirkt der Roman, dessen Geschehen einige wenige Wochen umfasst und zahlreiche Konflikte aufmacht. So ist dies eine Erzählung über die Wirkung von Beziehungen, zugleich jedoch innerer Zerissenheit und Einsamkeit. Jede der handelnden Figuren sieht sich in dem festgefahrenen Land plötzlich seinen Ängsten oder Sehnsüchten ausgesetzt, die Geschehnisse in Gang setzen werden, die zunächst langsam, dann immer schneller ins Rollen geraten.
Auf das zunächst langsame Erzähltempo muss man sich einlassen, wird dafür jedoch mit einer schönen sprachlichen Ausgestaltung und interessanten philosophischen Betrachtungen belohnt. Letztere ziehen sich die gesamte Handlung hindurch und lassen sich gut auf den Alltag im Gottesstaat übertragen, die Zwänge und Herausforderungen, die damit verbunden sind.
Cheheletan beschränkt sich auf wenige Figuren, wobei Nader allen voran sein alter Ego sein dürfte. Natürlich mit Abwandlungen, jedoch merkt man dem Protagonisten die gleiche Vorliebe zur persischen Dichtkunst und Philosophie an, wie sie auch dem Autoren innewohnen wird, als auch die Kenntnisse der inneren Gefühlswelt während des Krieges.
Auch hier könnten wenigstens in Spuren gewisse Parallelen liegen. Auch die anderen Hauptprotagonisten haben so ihre Ecken und Kanten, wobei die als „Rose von Nischapur“ betitelte, die interessanteste sein dürfte, um sie dreht sich schließlich alles. Nebenfiguren gibt es kaum. Eine wenigstens bildet einen Kontrast zu David, was sie jedoch nicht gerade sympathisch macht. Mit ihrer westlichen Logik ist sie jedoch Handlungstreiber oder zumindest ein nicht zu ignorierender Impulsgeber für die Erzählung, die das Tempo anziehen lässt.
Die Perspektiven wechseln stets zwischen den drei Hauptfiguren, auch innerhalb der kompakten Kapitel. Ihre Reaktionen aufeinander machen den Roman interessant, wenn auch dadurch entstandene Wendungen, so man sie als solche bezeichnen darf, eher langsam entstehen. Wenige Rückblenden als Erinnerung der Protagonisten durchbrechen die Erzählstruktur nicht zu stark, als dass das störend wirken würde. Doch ergibt sich in dieser Kombination eine Art „Romeo und Julia“ auf Persisch.
Melancholie ohne Mehltau und ein paar Alltagsszenen, wie Familienzusammenkünfte sind stark in der Beschreibung. Man kann sich die Herzlichkeit der Menschen einerseits praktisch bildlich vorstellen, andererseits aber auch die Zwänge, unter denen die Protagonisten leben.
In diesem Roman stimmt das Verhältnis poetischer Sprache und interessanter Momente, die sich aus dem Miteinander der Figuren ergeben. Wer ruhige Erzählungen mag, die kompakt sind und sich dennoch Zeit nehmen, ein gewisses Tempo zu erlangen, ist mit „Die Rose von Nischapur“ gut bedient, man muss jedoch diesen Stil mögen und den Zugang dazu finden. Der iranische Autor Amir Hassan Cheheltan hat es hiermit zumindest bei mir geschafft.
Autor:
Amir Hassan Cheheltan wurde 1956 in Teheran geboren und ist ein iranischer Ingenieur und Schriftsteller. Zunächst studierte er Elektrotechnik, schriftstellerisch ist er seit den 1970er Jahren tätig. Sein erster Erzählband erschien 1976. Ein paar Jahre später gelang ihn der Durchbruch. Während des ersten Gofkriegs war er Soldat und stand zwischenzeitlich, 1998, auf einer Liste verfemter Schriftsteller.
Mit einem Stependium lebte er für einige Jahre in Italien, verfasste später Drehbücher. 2007 wurde sein Roman „Iranische Morgenröte“ im Iran für den Buchpreis nominiert, derer er sich wegen Zensur und Publikationsverbote verwehrte. Seine Romane dürfen im Iran nicht erscheinen, dennoch lebt der Schriftsteller in Teheran.
Folge mir auf folgenden Portalen: